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Glasfaser: Neuer Kodex für seriöse Haustürgeschäfte

Behauptungen wie „Wenn Sie jetzt nicht unterschreiben, haben Sie demnächst kein Internet mehr“ oder „Die sind pleite, die bauen sowieso nicht aus“ werden von TK-Unternehmen gerne als Beispiele angeführt, mit denen ihre Bemühungen, über den Haustür-Vertrieb neue Kunden zu gewinnen, torpediert werden. Die Beschuldigten sprechen von Einzelfällen, geloben Besserung oder zeigen mit dem Finger auf die beauftragten Vertriebsunternehmen. Das hat den Verband der Anbieter für Telekommunikations- und Mehrwertdienste (VATM) dazu gebracht, einen Branchenkodex für Haustürgeschäfte zu initiieren, der neben einigen Verbandsmitgliedern wie der Deutschen Glasfaser, der Deutschen GigaNetz oder Vodafone auch von der Deutschen Telekom mitentwickelt und nun vorgestellt wurde. Damit will man, wie VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner erklärte, gegen „Geschichten, die nicht stimmen“ vorgehen.
Nicht immer spielen Vertriebsmitarbeiter an der Haustür mit offenen Karten. Um die schwarzen Schafe auszusieben, haben Unternehmen, darunter auch die Deutsche Telekom, einen Kodex für Haustürgeschäfte entwickelt.Foto: Ranger Marketing Der Haustürkodex ist online einsehbar, ebenso wie die zertifizierten Unternehmen. Er nimmt erstmals die TK-Unternehmen in die Pflicht, die ihre Verantwortung für Fehler und deren Beseitigung im D2D-Vertrieb nicht mehr ohne Weiteres auf externe Dienstleister abschieben können. Denn wer sich zum Kodex bekennt, unterliegt einer jährlichen Prüfung durch eine Überwachungsstelle, die die im Kodex festgelegte Qualitätsmerkmale überprüft. Dazu zählt auch, dass TK-Unternehmen ein effektives Beschwerdemanagement führen und Compliance-Prozesse einrichten müssen, die letztendlich Falschbehauptungen, aufdringliches Verhalten an der Haustür oder unter Druck erzeugte Vertragsabschlüsse verhindern sollen.
Unabhängige Überwachungsstelle und Sachverständigenrat
Der Hebel der Überwachungsstelle liegt in der jährlich stattfindenden Überprüfung. Findet die Stelle Aspekte, die verbessert werden müssen, kann die Überprüfung umfänglicher ausfallen, was den Unternehmen mehr Zeit und Geld kostet. Sollten die TK-Unternehmen den Forderungen der Überwachungsstelle auf Nachbesserung nicht nachkommen oder der Meinung sein, diese Forderungen wären unrechtmäßig, kommt ein unabhängiger Sachverständigenrat zum Tragen, der über die Rechtmäßigkeit der Entscheidung der Überwachungsstelle entscheidet. Findet sich ein TK-Unternehmen auch mit der Entscheidung des Rats nicht ab, kann dies zum Entzug der Zertifizierung für den Haustürkodex bedeuten.
Mareike Petersen (oben links) und Karoline Claaßen vom SWIR stellten gemeinsam mit VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner und Caroline Winter den Haustürkodex vor.Screenshot: Marc Hankmann Die Überwachungsstelle wird von Scope Europe Monitoring betrieben, ein von der EU zertifiziertes Unternehmen, das sich auf die Einhaltung solcher Kodizes und Verhaltensregeln spezialisiert hat. „Die Mitarbeiter von Scope Europe Monitoring hatten weder etwas mit der Entwicklung des Haustürkodex zu tun noch standen sie mit den Unternehmen im Austausch“, erklärt Karoline Claaßen, Legal Project Lead & Modern Regulation Expert beim Selbstregulierung Informationswirtschaft e. V. (SRIW), der bei der Entwicklung des Haustürkodex mitgeholfen hat und ihn verwaltet. Der Sachverständigenrat besteht aus vier Experten, von denen je zwei von der Überwachungsstelle und dem SWIR vorgeschlagen werden.
Acht Unternehmen streben Zertifizierung an
Mit dem Startschuss für den Verhaltenskodex wollen acht Unternehmen ihre Unterlagen zur Zertifizierung bei der Überwachungsstelle einreichen: Neben den an der Entwicklung des Kodex beteiligten Unternehmen Vodafone, Deutsche Glasfaser, Deutsche GigaNetz und Telekom sind es Leonet, EWE, Goetel und Tele Columbus mit der Marke PUR. Bis Januar 2024 haben sie für die Bereitstellung der Unterlagen Zeit.
An diesem Logo sind die Vertriebler zu erkennen, die für ein nach dem Haustürkodex zertifizierten Unternehmen unterwegs sind.Grafik: VATM „Ich gehe fest davon aus, dass es auch andere Unternehmen geben wird, die hier noch mit dazukommen“, sagt VATM-Geschäftsführer Grützner. Er ist sich zudem sicher, dass die Bürgermeister in den Kommunen eher die Unternehmen unterstützen werden, die sich dem Haustürkodex verschreiben. Sie könnten dann etwa von schnelleren Genehmigungen profitieren, um letztendlich ihre Vermarktungsquote im Vorfeld des Netzbaus zu erreichen. Deshalb will der VATM auch die Kommunen über den neuen Haustürkodex informieren.
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