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Glasfaserausbau: Rahmenbedingungen haben sich verschärft

„Nach sorgfältiger Prüfung der aktuellen Rahmenbedingungen sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass wir den Ausbau unter den gewünschten Ausbauanforderungen auf unbestimmte Zeit verschieben müssen“, erklärt Adrian Richter, Leiter der Leonet-Kommunalbetreuung. Eigentlich wollte der Netzbetreiber die Gemeinde Altenkunstadt im Landkreis Lichtenfels eigenwirtschaftlich mit Glasfaser erschließen. Doch die Muttergesellschaft der Leonet, die Infrafibre Germany wurde Ende 2024 von Unsere Grüne Glasfaser (UGG) übernommen. Und jetzt wird geprüft, wo der Glasfaserausbau noch wirtschaftlich lohnenswert ist.
Abgesehen von Ausbauprojekten, in denen Fördergelder fließen, will sich Leonet in den kommenden Monaten nur auf bereits laufende Projekte konzentrieren, um „so viele Haushalte wie möglich an das Glasfasernetz anzuschließen“. Als Grund nennt Leonet wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die sich eher verschärft als verbessert hätten. „Sobald unserer Planungen weiter vorangeschritten sind, werden wir uns bei den Verantwortlichen melden“, erklärt Richter. Wann das in Altenkunstadt aber der Fall sein wird, vermag niemand zu sagen. Der Glasfaserausbau ist bis auf unbestimmte Zeit verschoben.
Telekom-Spatenstich im Frankfurter Stadtteil Dornbusch mit (v. l. n. r.) Oliver Becker (Stadt Frankfurt), Thomas Damian (Telekom), Eileen O'Sullivan (Stadt Frankfurt), Thomas Müller, Franziska Dörr und Patrick Hillen (alle Telekom).Foto: Stadt Frankfurt/Maik Reuß Dagegen gab es in den vergangenen Wochen einige Ankündigungen für den Glasfaserausbau in Städten. Die Deutsche Telekom will etwa in Berlin-Pankow, -Tempelhof und Wittenau weitere 13.500 Haushalte erschließen. Insgesamt wollen die Bonner in den drei Berliner Bezirken über 308.000 Haushalte mit Glasfaser versorgen. Darüber hinaus feierte die Telekom den offiziellen Spatenstich für das Glasfasernetz in den Frankfurter Stadtteilen Dornbusch und Rödelheim Südost. In der Mainmetropole will die Telekom bis Ende 2026 insgesamt 67.000 Haushalte ausbauen. Konkurrenz bekommt sie unterdessen in der Region Stuttgart von OXG. „Dort errichten wir über 100.000 Glasfaseranschlüsse eigenwirtschaftlich und ohne Vorvermarktungsquote“, sagt OXG-Geschäftsführer Sören Trebst. Dafür hat er zusammen mit Hans-Jürgen Bahde, Geschäftsführer der Gigabit Region Stuttgart GmbH, eine Absichtserklärung unterzeichnet.
Vodafone und Westconnect kooperieren beim Glasfaserausbau
OXG ist das Joint Venture des Investors Altice mit Vodafone. Der Düsseldorfer TK-Konzern hat darüber hinaus seine Zusammenarbeit mit Westconnect erweitert, um im niederrheinischen Dinslaken ein Glasfasernetz für 17.000 Haushalte zu errichten. Die E.ON-Tochter Westconnect übernimmt den Bau der passiven Infrastruktur, die von Vodafone an die aktive Technik angeschlossen wird. Außerdem werden die Düsseldorfer auch das Netz betreiben und vermarkten. Obwohl Westconnect von einer Open-Access-Vereinbarung spricht, können die Dinslakener ab Juni zunächst nur Tarife von Vodafone auswählen. Ende des Jahres soll der Tiefbau beginnen wenn alles nach Plan läuft.
Ein weiteres Großprojekt begann Westconnect unlängst im Landkreis Bernkastel-Wittlich. Hier will das Unternehmen in 30 Kommunen Glasfaser ausbauen. Dazu werden auch Fördergelder vom Bund sowie vom Land Rheinland-Pfalz fließen. Die Gesamtkosten liegen laut Westconnect bei knapp 24 Millionen Euro. Damit erhalten etwa 4000 Privathaushalte und über 300 Unternehmen einen Glasfaseranschluss. Auf Unternehmen bzw. Gewerbegebiete hat sich 1&1 Versatel spezialisiert. Der Netzbetreiber hatte Ende April das Gewerbegebiet in Aschheim-Dornach sowie das Gewerbegebiet „Hans-Pinsel-Straße“ in Haar fertiggestellt. Insgesamt sind damit über 200 Unternehmen an ein Glasfasernetz angeschlossen.
Vertreter von Westconnect, aus den Kommunen und vom Landkreis Bernkastel-Wittlich sowie aus der Politik feiern den offiziellen Spatenstich zusammen mit der rheinland-pfälzischen Digitalministerin Dörte Schall (8. v. l.).Foto: Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich Darüber hinaus lassen die GlasfaserPlus und die Deutsche GigaNetz in diesen Tagen die Bagger anrollen. Die GigaNetz feierte den offiziellen Spatenstich in Edingen-Neckarhausen, GlasfaserPlus in Ehekirchen, Großostheim, Taunusstein und Angelbachtal. Allerdings müssen beide Netzbetreiber auch Wasser in den Wein kippen. In Dossenheim lässt die Deutsche GigaNetz ihre Aktivitäten ruhen, nachdem auch OXG in dem Ort ausbaut und sich nach Angaben des Hamburger Unternehmens die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschlechtert haben. „Wir halten klar an unserer Strategie fest, keine Glasfasernetze von Wettbewerbern zu überbauen, um unnötige Ressourcenverschwendung zu vermeiden“, erklärt Sebastian Bergmann, Regionalleiter Süd bei der Deutschen GigaNetz. „Deshalb sehen wir uns leider gezwungen, jetzt auszusteigen und die Lage zu sondieren.“
Die GlasfaserPlus verlegt aufgrund der Aktivitäten eines Wettbewerbers ihre Ausbaupläne für Königswinter nach hinten. „Entgegen anders lautender Informationen von Seiten des Wettbewerbs, findet unser Ausbau in Königswinter auf jeden Fall statt“, bekräftigt Martin Kolb, Relationship Management bei GlasfaserPlus. Wann die anvisierte 16.650 Haushalte einen Anschluss von GlasfaserPlus bekommen, gab das Unternehmen nicht bekannt.
Die Bedingungen für den Glasfaserausbau haben sich verschärft. Laut aktueller Zahlen baut die Telekom ihre Marktanteile aus. Kann das von Vorteil sein für die flächendeckende Glasfaserverbreitung?
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https://www.teltarif.de/nr0/glasfaser-ftth-telekom-vodafone/news/98557.html