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Lokalradios: DAB+ aktuell zu teuer und unattraktiv
Wie berichtet, hat die saarländische CityRadio-Gruppe die Ausstrahlung ihrer fünf Lokalradios über das Digitalradio DAB+ eingestellt und sendet terrestrisch wieder ausschließlich auf UKW. Im "Rundfunkforum" wurde hierzu im Namen der Geschäftsführung des Veranstalters ein Statement kommuniziert. Demnach soll der Rückzug von DAB+ länger andauern.
Die Kosten explodieren
Die DAB+-Technologie sei für alle Programmanbieter mehr Fluch als Segen. Die beiden nationalen Ensembles und der sogenannte "Saar-Mux" mit vielen neuen Mitbewerbern sowie einstrahlende Sender aus Luxemburg, Frankreich und Rheinland-Pfalz sprengten das DAB+-Radio im Saarland aus allen Nähten, hieß es. Die Folge sei, dass alle Saar-Sender massenhaft Hörer verlieren. Die CityRadios sind terrestrisch nicht mehr über DAB+ zu hörenFoto: Cityradio Saarland CityRadio habe bereits immense Ausstrahlungskosten für sechs UKW-Sender, die man selbst betreibe. Im Saarland gibt es für den Privatfunk bisher nur einen landesweiten Multiplex - mit für den Lokalfunk erheblichen Streuverlusten. Media Broadcast wolle seit dem 1. Januar schwere 2000 Euro pro DAB+-Platz pro Monat. Das sei für die Lokalradio-Kette fünffach nicht tragbar.
Von einem eigentlich geplanten Konzept eines saarlandweiten Programms über DAB+ habe man sich nach intensiver Beschäftigung abgewandt. "Wir sind ein Lokalradio-Konzept. Wie soll man Hörern - und auch Werbekunden - erklären, dass man (beispielsweise) CityRadio Saarlouis auf UKW lokalisiert empfangen kann, auf der neuen Technologie DAB+ aber nur noch saarlandweit? Das ist hanebüchen!"
Ausweg: Kostengünstiger Lokalradio-Mux
Der Ausstieg aus DAB+ sei aber kein generelles Votum gegen den digital-terrestrischen Hörfunk: Die CityRadio-Betreiber hätten der Landesmedienanstalt Saar (LMS) schon mehrfach angeboten durch Konzepte für den Bau eines eigenen Lokalradiomuxes Kosten zu sparen. In diesem könne man die bestehenden UKW-Standorte auch für DAB+ nutzen.
Andernfalls bliebe im Saarland, um das Lokalradio auch künftig zu erhalten, alternativ nur noch die - seit der letzten Reform des Medienstaatsvertrages im Saarland sogar mögliche - Förderung seitens der LMS, beziehungsweise der Landesregierung, wie das in Berlin, Bayern oder NRW bereits praktiziert werde. "Aber davon sind wir nach wie vor so weit entfernt, wie die Erde zum Mond", hieß es in der Stellungnahme abschließend.
Eine Einschätzung (von Michael Fuhr)
Das Digitalradio DAB+ hatte es in Deutschland immer schwer, da es vor allem von den privaten Veranstaltern, die mit dem analogen UKW-Hörfunk sehr gut lebten und auch immer noch leben, nie wirklich gewollt war. Es ist in erster Linie ein Wunsch des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und in der Politik, neben anderen Medien auch das Radio zu digitalisieren. Ohne staatliche Eingriffe von außen wie einer Pflicht zum Einbau in vielen Heimgeräten und allen Autoradios hätte das digital-terrestrische Radio nie die Relevanz von heute erreicht. Ohne diese Maßnahme hätte DAB+ vielleicht eine Marktdurchdringung von maximal 10 Prozent erreicht. Heute sind es im Schnitt 34 Prozent (Quelle: Audio Trends 2024). Und dennoch ist UKW immer noch der mit Abstand meistgenutzte Weg zum Radiohören.
Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung der saarländischen CityRadios nachvollziehbar. Die monatlich 10.000 Euro an zusätzlichen Verbreitungskosten für fünf Lokalsender müssen erst einmal erwirtschaftet werden. Das ist in guten Zeiten natürlich machbar, aber in der jetzigen angespannten Wirtschaftslage und wegbrechenden Werbeeinnahmen nur sehr schwer zu realisieren. Veranstalter haben schließlich noch andere Kosten außerhalb der technischen Verbreitung: Miete, Personal, Energie und anderes - und am Ende soll ja ein Gewinn erwirtschaftet werden.
In den meisten Bundesländern gibt es bisher nur Strukturen mit landesweiten oder großflächigeren regionalen Multiplexen, oft betrieben vom ehemaligen Monopolisten Media Broadcast, der einst aus den Strukturen der Deutschen Telekom hervorgegangen war. Hierüber ist eine Verbreitung über DAB+ für kleinere Lokalradios, die prinzipiell nur eine Stadt abdecken sollen, aufgrund erheblicher Streuverluste unattraktiv und viel zu teuer.
DAB+-Antenne von Milling Broadcast auf dem Sender RüdesheimFoto: radioblog.eu, Peter Schwarz Dass es auch anders geht, zeigt das Unternehmen Milling Broadcast mit seinen kleineren, lokalen Multiplexen. In Rheinland-Pfalz ermöglicht man den lokalen Programmen Antenne Bad Kreuznach und Studio Nahe sowie in Mecklenburg-Vorpommern dem nicht-kommerziellen Radio LOHRO die Möglichkeit zu erträglichen Kosten neben UKW auch auf DAB+ zu senden.
Wenn die Medienpolitik DAB+ tatsächlich will, muss sie auf die Forderungen der Lokalen nach alternativen DAB+-Ausstrahlungsmöglichkeiten eingehen, damit diese Kosten sparen können. Ansonsten gibt es halt wie bei den CityRadios im Saarland den Rückschritt zu UKW only bei der Terrestrik. Und das kann ja kaum im Interesse derer sein, die auch den Hörfunk als letzte analoge Bastion digitalisieren wollen.
Ab 2025 werden viele neue Digitalradio-Modelle mit DAB+ die Bevölkerungswarnung ASA integriert haben. DAB+-Empfängerlösungen von Frontier haben die Zertifizierung bestanden.
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https://www.teltarif.de/nr0/radio-dabplus-ukw-saarland-cityradio/news/97478.html