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Meta vs. Telekom: Direkte Verbindung gekappt
Große internationale Netzbetreiber bezeichnet man in der Branche als "Tier 1" Provider, die keine übergeordnete Provider haben und gegenseitig große Datenmengen austauschen. Dazu sind sie über Peering-Punkte miteinander verbunden. In der Geschichte des Internets galt bislang, dass man für diesen Datenaustausch sich gegenseitig nichts berechnet. Inhalteanbieter wie Meta denken nun, dass dieses kostenlose Peering auch für sie gelten müsste. Es kam zum Streit.
Gigantische Datenmengen - in eine Richtung
Die direkte Leitung von Meta zur Telekom wurde getrennt, weil Meta dafür nicht (mehr) zahlen will.Logos: Anbieter, Grafik: Image licensed by Ingram Image, Montage: teltarif.de Nun ist es so, dass große Anbieter wie Meta (=Facebook & Co.), Google, Apple, Netflix etc. immer gigantischere Datenmengen nach Europa schaufeln, aber umgekehrt fließen nicht so viele Daten. Die Folge ist: Vor allem die europäischen Netzbetreiber müssen ihre Netze massiv aufrüsten, das kostet viel Geld und das hätten sie gerne wieder.
Im Gegensatz zu vielen anderen Tier-1-Providern ist die Deutsche Telekom in Sachen Peering sehr strikt und möchte für zusätzliche Datenmengen oder direkte Verbindungen gesondert bezahlt werden, weswegen sie sich lange Zeit am Frankfurter Internet-Austausch-Knoten-DeCIX ziemlich "zurückgehalten" hat.
Extra Verbindungs-Vertrag zwischen Meta und Telekom
Weil der Meta-Konzern, der Facebook, Instagram, WhatsApp und so weiter betreibt, möglichst schnell die Kunden der Telekom erreichen wollte, wurde vor einiger Zeit eine direkte Verbindung vereinbart, samt Preisschild. Das bedeutet, Meta zahlte einen Betrag an die Telekom, wohl abhängig von der möglichen Kapazität und der transportierte Datenmenge.
Während der Corona-Krise hatte Meta diese Zahlungen auf einmal eingestellt. Die Folge war klar: Die Telekom klagte und erhielt vor dem Landgericht Köln Recht. Es kam zu erneuten Verhandlungen zwischen Telekom und Meta, die offenbar erfolglos blieben.
Also fasste Meta den Entschluss, die direkten Leitungen zur Telekom zu trennen und seine Datenverkehre statt wie bislang über den direkten Weg nunmehr über einen weiteren Transitanbieter ins Netz der Telekom zu leiten.
Um welche Datenmengen geht es?
Um ein Gefühl zu bekommen, um was es hier geht: Meta schickt beachtliche 3,5 Terabyte (ca. 3.500 GigaByte) in das Netz der Telekom, pro Sekunde wohlgemerkt. Wer sich darunter immer noch nichts vorstellen kann, das wären etwa 100.000 HD-Filme - pro Sekunde.
Die offenen Rechnungen, die laut Gericht von Meta zu bezahlen wären, sind nach wie vor offen, aktuell stehen etwa 21 Millionen Euro auf der Uhr.
Meta schiebt der Telekom den schwarzen Peter zu
In einer Presseerklärung schiebt Meta der Telekom den schwarzen Peter zu. Meta habe "als Ergebnis des Gerichtsurteils" seine direkte Peering-Beziehung mit der Deutschen Telekom beendet.
Nach monatelangen Diskussionen sei Meta "überrascht und enttäuscht" und verweist darauf, dass Meta in Deutschland und weltweit abrechnungsfreie (= kostenlose) Peering-Vereinbarungen mit Telekommunikationsanbietern habe, "die ihren Nutzern einen qualitativ hochwertigen und schnellen Zugang zu unseren Apps ermöglichen" wollten. Man habe allein im Jahr 2022 weltweit "über 27 Milliarden Euro" in digitale Infrastrukturen investiert, die die Kosten für Telekommunikationsanbieter senken.
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wurden die Datenverbindungen "umgestellt", das sei nach Auskunft der Telekom "reibungslos" verlaufen. Also alles halb so schlimm?
Welche Auswirkungen hat das nun für die Nutzer?
Statt über direkte Verbindungen muss Facebook seinen riesigen Datenverkehr nun über andere Wege zur Telekom bringen. Das könnte sich bei den Nutzern in einem größeren Ping (Latenz) bemerkbar machen, bestimmte Inhalte und Seiten könnten langsamer als bisher laden - jeweils abhängig vom Standort, der Tageszeit und dem eigenen Internetanbieter.
Europas Telcos wollen mehr Geld
Europäische Netzbetreiber beklagen schon lange, die gigantischen Datenmengen, die meist in den USA beheimatete Inhalteanbieter nach Europa und damit auch nach Deutschland schaufeln. Die Telcos fordern, für den Mehraufwand entschädigt zu werden. Die Inhalteanbieter weisen das natürlich weit von sich.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Die Sache ist gar nicht so einfach, wie sie vielleicht aussieht. Kritiker werfen der Telekom schon länger vor, in Punkto Peering ziemlich "knickrig" zu sein. Wer als Inhalteanbieter schnellere Verbindungen zur Telekom haben möchte, könnte die nur gegen gebündeltes Bares bekommen. Die Telekom verweist auf die hohen Kosten, die sie irgendwie wieder einspielen möchte. In der Anfangszeit des Internet war der Traffic vielleicht noch ausgewogen, "wie Du mir, so ich Dir", doch das ist längst vorbei.
Große Inhalteanbieter haben daher schon frühzeitig eigene Leitungen nach Europa gelegt und liefern ihren Inhalt direkt vor der Haustür der europäische Provider über Content-Delivery-Networks (CDN) ab. Sie erwarten aber wohl, dass die europäischen Provider diesen Content kostenlos entgegen nehmen und dann weiter verteilen. Das wiederum lehnen die europäischen Provider ab.
Welche Möglichkeiten gibt es nun?
Die europäischen Anbieter (wie die Telekom, Orange (Frankreich), Telefónica (Spanien) etc.) könnten ihren Kunden schlicht höhere Anschlusspreise berechnen, ein Aufschrei der Entrüstung wäre bei den Kunden die Folge. Davor schrecken sie zurück.
Die Ladezeit der Inhalte von US-Anbietern könnte ansteigen, die Kunden beschweren sich oder wechseln zu anderen Angeboten, die sich schneller laden lassen. Das dürfte dann dazu führen, dass sich die Inhalteanbieter wie Meta am Ende doch bereit erklären, einen finanziellen Beitrag zu leisten, um nicht "abgehängt" zu werden.
Selbst wenn man die Telekom nicht so gerne mag: Meta hat seinerzeit einen Vertrag mit der Telekom unterschrieben, der Kosten vorsah und den muss sie bis zur rechtswirksamen Kündigung auch erfüllen, d.h. die Rechnung bezahlen. Meta ist kein Tier-1-Provider, somit besteht nach den Spielregeln auch kein Grund, deren Traffic kostenlos entgegen zu nehmen. Mit gleichem Grund könnten dann alle anderen Anbieter das auch verlangen.
Viele Internet-Nutzer findet die täglichen Social-Media-Lawinen, die auf uns zurollen, eher belastend als unterhaltend oder informativ. Mancher würde sich vielleicht sogar wünschen, wenn Meta & Co lieber heute wie morgen den Betrieb komplett einstellen würden.
Nur: Das wird sicher nicht passieren. Am Ende wird es irgendeine Einigung geben. Wer glaubt, das ganze Internet müsse für Alle und Jeden jederzeit kostenlos sein, irrt. Irgendwo wird die Rechnung präsentiert. Entweder in Form von "kostenlosen" Nutzerdaten, womit die Unternehmen viel Geld verdienen (wollen), oder in Form von (steigenden?) Teilnehmerbeiträgen für den Anschluss.
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Quelle des vollständigen Artikels:
https://www.teltarif.de/nr0/telekom-facebook-meta-streit-urteil/news/96690.html