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Meta vs. Telekom: Direkte Verbindung gekappt

Die direkte Leitung von Meta zur Telekom wurde getrennt, weil Meta dafür nicht (mehr) zahlen will.In der Nacht zum Mitt­woch wurde die direkte Verbin­dung zwischen Meta (Face­book) und der Deut­schen Telekom abge­schaltet. Es geht - wie so oft - ums Geld.

Große inter­natio­nale Netz­betreiber bezeichnet man in der Branche als "Tier 1" Provider, die keine über­geord­nete Provider haben und gegen­seitig große Daten­mengen austau­schen. Dazu sind sie über Peering-Punkte mitein­ander verbunden. In der Geschichte des Inter­nets galt bislang, dass man für diesen Daten­aus­tausch sich gegen­seitig nichts berechnet. Inhal­tean­bieter wie Meta denken nun, dass dieses kosten­lose Peering auch für sie gelten müsste. Es kam zum Streit.

Gigan­tische Daten­mengen - in eine Rich­tung

Die direkte Leitung von Meta zur Telekom wurde getrennt, weil Meta dafür nicht (mehr) zahlen will.Logos: Anbieter, Grafik: Image licensed by Ingram Image, Montage: teltarif.de Nun ist es so, dass große Anbieter wie Meta (=Face­book & Co.), Google, Apple, Netflix etc. immer gigan­tischere Daten­mengen nach Europa schau­feln, aber umge­kehrt fließen nicht so viele Daten. Die Folge ist: Vor allem die euro­päi­schen Netz­betreiber müssen ihre Netze massiv aufrüsten, das kostet viel Geld und das hätten sie gerne wieder.

Im Gegen­satz zu vielen anderen Tier-1-Provi­dern ist die Deut­sche Telekom in Sachen Peering sehr strikt und möchte für zusätz­liche Daten­mengen oder direkte Verbin­dungen geson­dert bezahlt werden, weswegen sie sich lange Zeit am Frank­furter Internet-Austausch-Knoten-DeCIX ziem­lich "zurück­gehalten" hat.

Extra Verbin­dungs-Vertrag zwischen Meta und Telekom

Weil der Meta-Konzern, der Face­book, Insta­gram, WhatsApp und so weiter betreibt, möglichst schnell die Kunden der Telekom errei­chen wollte, wurde vor einiger Zeit eine direkte Verbin­dung verein­bart, samt Preis­schild. Das bedeutet, Meta zahlte einen Betrag an die Telekom, wohl abhängig von der mögli­chen Kapa­zität und der trans­por­tierte Daten­menge.

Während der Corona-Krise hatte Meta diese Zahlungen auf einmal einge­stellt. Die Folge war klar: Die Telekom klagte und erhielt vor dem Land­gericht Köln Recht. Es kam zu erneuten Verhand­lungen zwischen Telekom und Meta, die offenbar erfolglos blieben.

Also fasste Meta den Entschluss, die direkten Leitungen zur Telekom zu trennen und seine Daten­ver­kehre statt wie bislang über den direkten Weg nunmehr über einen weiteren Tran­sit­anbieter ins Netz der Telekom zu leiten.

Um welche Daten­mengen geht es?

Um ein Gefühl zu bekommen, um was es hier geht: Meta schickt beacht­liche 3,5 Tera­byte (ca. 3.500 GigaByte) in das Netz der Telekom, pro Sekunde wohl­gemerkt. Wer sich darunter immer noch nichts vorstellen kann, das wären etwa 100.000 HD-Filme - pro Sekunde.

Die offenen Rech­nungen, die laut Gericht von Meta zu bezahlen wären, sind nach wie vor offen, aktuell stehen etwa 21 Millionen Euro auf der Uhr.

Meta schiebt der Telekom den schwarzen Peter zu

In einer Pres­seer­klä­rung schiebt Meta der Telekom den schwarzen Peter zu. Meta habe "als Ergebnis des Gerichts­urteils" seine direkte Peering-Bezie­hung mit der Deut­schen Telekom beendet.

Nach mona­telangen Diskus­sionen sei Meta "über­rascht und enttäuscht" und verweist darauf, dass Meta in Deutsch­land und welt­weit abrech­nungs­freie (= kosten­lose) Peering-Verein­barungen mit Tele­kom­muni­kati­ons­anbie­tern habe, "die ihren Nutzern einen quali­tativ hoch­wer­tigen und schnellen Zugang zu unseren Apps ermög­lichen" wollten. Man habe allein im Jahr 2022 welt­weit "über 27 Milli­arden Euro" in digi­tale Infra­struk­turen inves­tiert, die die Kosten für Tele­kom­muni­kati­ons­anbieter senken.

In der Nacht von Dienstag auf Mitt­woch wurden die Daten­ver­bin­dungen "umge­stellt", das sei nach Auskunft der Telekom "reibungslos" verlaufen. Also alles halb so schlimm?

Welche Auswir­kungen hat das nun für die Nutzer?

Statt über direkte Verbin­dungen muss Face­book seinen riesigen Daten­ver­kehr nun über andere Wege zur Telekom bringen. Das könnte sich bei den Nutzern in einem größeren Ping (Latenz) bemerkbar machen, bestimmte Inhalte und Seiten könnten lang­samer als bisher laden - jeweils abhängig vom Standort, der Tages­zeit und dem eigenen Inter­net­anbieter.

Europas Telcos wollen mehr Geld

Euro­päi­sche Netz­betreiber beklagen schon lange, die gigan­tischen Daten­mengen, die meist in den USA behei­matete Inhal­tean­bieter nach Europa und damit auch nach Deutsch­land schau­feln. Die Telcos fordern, für den Mehr­auf­wand entschä­digt zu werden. Die Inhal­tean­bieter weisen das natür­lich weit von sich.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Die Sache ist gar nicht so einfach, wie sie viel­leicht aussieht. Kritiker werfen der Telekom schon länger vor, in Punkto Peering ziem­lich "knickrig" zu sein. Wer als Inhal­tean­bieter schnel­lere Verbin­dungen zur Telekom haben möchte, könnte die nur gegen gebün­deltes Bares bekommen. Die Telekom verweist auf die hohen Kosten, die sie irgendwie wieder einspielen möchte. In der Anfangs­zeit des Internet war der Traffic viel­leicht noch ausge­wogen, "wie Du mir, so ich Dir", doch das ist längst vorbei.

Große Inhal­tean­bieter haben daher schon früh­zeitig eigene Leitungen nach Europa gelegt und liefern ihren Inhalt direkt vor der Haustür der euro­päi­sche Provider über Content-Deli­very-Networks (CDN) ab. Sie erwarten aber wohl, dass die euro­päi­schen Provider diesen Content kostenlos entgegen nehmen und dann weiter verteilen. Das wiederum lehnen die euro­päi­schen Provider ab.

Welche Möglich­keiten gibt es nun?

Die euro­päi­schen Anbieter (wie die Telekom, Orange (Frank­reich), Telefónica (Spanien) etc.) könnten ihren Kunden schlicht höhere Anschluss­preise berechnen, ein Aufschrei der Entrüs­tung wäre bei den Kunden die Folge. Davor schre­cken sie zurück.

Die Lade­zeit der Inhalte von US-Anbie­tern könnte ansteigen, die Kunden beschweren sich oder wech­seln zu anderen Ange­boten, die sich schneller laden lassen. Das dürfte dann dazu führen, dass sich die Inhal­tean­bieter wie Meta am Ende doch bereit erklären, einen finan­ziellen Beitrag zu leisten, um nicht "abge­hängt" zu werden.

Selbst wenn man die Telekom nicht so gerne mag: Meta hat seiner­zeit einen Vertrag mit der Telekom unter­schrieben, der Kosten vorsah und den muss sie bis zur rechts­wirk­samen Kündi­gung auch erfüllen, d.h. die Rech­nung bezahlen. Meta ist kein Tier-1-Provider, somit besteht nach den Spiel­regeln auch kein Grund, deren Traffic kostenlos entgegen zu nehmen. Mit glei­chem Grund könnten dann alle anderen Anbieter das auch verlangen.

Viele Internet-Nutzer findet die tägli­chen Social-Media-Lawinen, die auf uns zurollen, eher belas­tend als unter­hal­tend oder infor­mativ. Mancher würde sich viel­leicht sogar wünschen, wenn Meta & Co lieber heute wie morgen den Betrieb komplett einstellen würden.

Nur: Das wird sicher nicht passieren. Am Ende wird es irgend­eine Eini­gung geben. Wer glaubt, das ganze Internet müsse für Alle und Jeden jeder­zeit kostenlos sein, irrt. Irgendwo wird die Rech­nung präsen­tiert. Entweder in Form von "kosten­losen" Nutzer­daten, womit die Unter­nehmen viel Geld verdienen (wollen), oder in Form von (stei­genden?) Teil­neh­mer­bei­trägen für den Anschluss.

teltarif.de ist auch auf Face­book zu finden.

Quelle des vollständigen Artikels:

https://www.teltarif.de/nr0/telekom-facebook-meta-streit-urteil/news/96690.html

Schlagworte / Tags Telekom,

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