Internet ohne SCHUFA

Nachrichten

  • Kategorie: teltarif

Telekom: Kupfer-Migration vs. Zwangsanbieterwechsel

Erstmalig präsentierte sich die Deutsche Telekom in  Magenta Mitte in Berlin beim Netzetag 2024Beim Netzetag 2024 in Berlin machte Telekom-Deutsch­land-Chef Gopalan klar: Die Kupfer-Glas­faser-Migra­tion dürfe kein zwangs­weiser Anbie­ter­wechsel für die Kunden werden.

Mit der "Melody of Europa", aus Netz­daten der Telekom von einer "KI" kompo­niert und von einer echten Musi­kerin auf einer elek­tri­schen Violine gespielt eröff­nete die Telekom ihren Netzetag 2024 in Berlin und stellte erst­malig ihr neues Konzern­gebäude "Magenta Mitte" (das ehema­lige "Otto Bock Haus") der Öffent­lich­keit vor.

Die "Melody of Europe" war aus 109 Milli­arden Daten­punkten in allen euro­päi­schen Netzen der Telekom entstanden. Netze mit hohen Akti­vitäten erzeugten eine "hohe Note". Aus Stellen mit wenig Akti­vitäten wurde eine "tiefe Note" und die KI macht daraus Musik (mit fach­licher mensch­licher Hilfe). Mehr dazu sehen Sie im nach­fol­gend einge­bunden YouTube-Video:

Empfohlener externer Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen exter­nen Inhalt von Youtube, der den Artikel ergänzt und von der Redak­tion emp­fohlen wird. Sie können ihn sich mit einem Klick anzei­gen lassen und wieder aus­blenden. Externer Inhalt Ich bin damit einver­standen, dass mir externe Inhalte ange­zeigt werden. Damit können personen­bezogene Daten an Dritt­plattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Daten­schutz­erklärung.

Gopalan: Verspre­chen gehalten

Telekom-Deutsch­land-Chef Srini Gopalan kündigte seine Rede in Kurz­form an: "Wir haben unser Verspre­chen gehalten." Die Prio­rität liege beim Glas­faser­ausbau, die Zahlen wurden ja schon mehr­fach kommu­niziert. Privat hat Gopalan jetzt auch Glas­faser zu Hause, verriet er, was ihn doppelt freut. Gopalan will aller­größten Wert darauf legen, noch mehr Kunden von "Home Passed" (die Leitung führt am Haus vorbei) auf "Homes Connected" (der Anschluss ist aktiv und kann genutzt werden) zu bringen.

2024 werde es mehr als 450.000 neue Glas­faser-Kunden geben, 70 Prozent mehr als 2023 und für 2027 werden 1 Million Neukunden ange­peilt. Die tägliche Inter­net­nut­zung der Kunden sei von 3,5 bis 6 Stunden ange­stiegen. Die Markt­for­schung hat heraus­gefunden, dass die Kunden um so zufrie­dener sind, um so schneller ihr Anschluss läuft. Bisher habe man 100 MBit/s Kupfer für 49 Euro pro Monat bekommen, jetzt gebe es dafür das drei­fache. Für Telekom-Deutschland-Chef Srini Gopalan darf die Kupfer-Glasfasermigration kein Zwangsanbieterwechsel werdenFoto: Henning Gajek / teltarif.de

Erst 40 Prozent haben Glas­faser

Gopalan räumte ein, dass in Deutsch­land erst 40 Prozent der Haus­halte mit Glas­faser erschlossen seien. Davon habe die Telekom 22 Prozent und der Wett­bewerb 18 Prozent gebaut.

Die Baukosten pro Meter vergra­bener Glas­faser haben sich bei 85 Euro pro Meter einge­pen­delt. Sobald "minder tief" gebaut werden darf, sinken die Kosten auf 45 Euro. Würden die Leitungen ober­irdisch verlegt, ließe sich ein Preis von zehn Euro pro Meter reali­sieren.

An Koope­ration inter­essiert

Durch die Mitglied­schaft im Glas­faser­ver­band Buglas wolle die Telekom signa­lisieren, dass sie an Koope­ration inter­essiert sei und über den Verband könne man einen besseren Zugriff auf die Entscheider, z.B. in den Städten, bekommen.

Mehr­fami­lien­häuser: Mieter wollen, Eigen­tümer zögern

Ein Riesen­pro­blem zeigt sich bei der Glas­faser­ver­sor­gung von Mehr­fami­lien­häu­sern. Dort gebe es eine hohe Nach­frage, aber die Eigen­tümer und Haus­ver­wal­tungen würden viel zu lange brau­chen bis verbind­liche Entschei­dungen gefällt sind.

Auf einen Faktor ging Gopalan nur am Rande ein: Soge­nannte "Netz­ebene 4"-Anbieter (die das Inhouse-Netz vom Keller bis zum Mieter "verwalten") fürchten um ihr Geschäfts­modell, wenn die Telekom das Recht erhält, ihre Glas­faser an deren Netzen vorbei zu dem Kunden zu verlegen. Bisher "verschwanden" die Kosten der Netz­ebene 4 in der Neben­kos­ten­abrech­nung des Vermie­ters. Das ist jetzt nicht mehr zulässig.

Gopalan betonte, dass 60 Prozent des Landes noch nicht versorgt seien, statt­dessen werde über zwei Prozent Doppel­ausbau disku­tiert.

Kupfer­migra­tion oder Zwangs­anbie­ter­wechsel?

Die von den privaten Konkur­renten ins Spiel gebrachte schnellst­mög­liche Abschal­tung von Kupfer­netzen sieht Gopalan kritisch. "Wir reden nicht über Kupfer­migra­tion, sondern über einen Zwangs­anbie­ter­wechsel."

Das bedeutet, ein Kunde, der in einem Gebiet wohnt, wo nur ein Konkur­rent der Telekom Glas­faser gebaut hat oder bauen will, wird gezwungen, zur Konkur­renz zu wech­seln. Spätes­tens aber, wenn die Telekom ihr Kupfer­netz abschalten müsse. Preis, Service oder verbaute Technik des neuen Anbie­ters spielen keine Rolle. "Das ist kunden­unfreund­lich!" Und weiter: "Dann hat die Deut­sche XY (gemeint sind Glas­faser­anbieter im Wett­bewerb) dort ein Monopol".

Das ergibt für Gopalan "keinen Sinn". Außerdem müsse man bei der Kupfer­abschal­tung auch über "Cable" (TV-Koax­kabel) reden, auch das sei schließ­lich Kupfer. "Wir führen keine Debatte über Migra­tion, das ist ein Ablen­kungs­manöver!" Beim Netzetag der Telekom. Von links: Philipp Schindera (SVP Unternehmenskommunikation Telekom), Srini Gopalan (CEO Telekom Deutschland), Claudia Nemat (Vorständin Technologie Telekom AG) und Abdu Mudesir (CTO Telekom Deutschland)Foto: Henning Gajek / teltarif.de

Ausbau und Auslas­tung verbes­sern

Für Gopalan sind andere Punkte wichtig: "Wie können wir Ausbau und Auslas­tung verbes­sern? Wie sieht die Schnitt­stelle zu anderen Anbie­tern aus?"

Die zumeist von Private Equity (Finanz­inves­toren) finan­zierten Anbieter im Wett­bewerb wollten nach 5-7 Jahren in die Gewinn­zone. Das sei aus deren Sicht verständ­lich, bei der Telekom denkt man eher lang­fristig und präfe­riert das Schwung­rad­modell. Über den Netz­ausbau im Mobil­funk mit mehr Tempo und die Frage nach 5G-SA berichten wir noch geson­dert.

Eine Einschät­zung von Henning Gajek

Die privaten Konkur­renten der Telekom möchten gerne möglichst schnell möglichst viele Kunden haben, um ihre Inves­toren zufrie­den­zustellen und deren Kredite recht­zeitig abzu­bezahlen. Danach wäre man in der Gewinn­zone. Doch viele Kunden sind mit der Telekom zufrieden und wollen aus verschie­denen Gründen nicht wech­seln. Würde nun die Telekom gezwungen, ihr Kupfer­kabel abzu­schalten, müssten die bishe­rigen Telekom-Kunden sich vor Ort einen neuen Anbieter suchen, sofern die Telekom nicht doch eigen­ständig Glas­faser ausbaut. Das stellt aber sofort den Vorwurf des "Doppel­aus­baus" in den Raum.

Leider liest man viel zu oft in Foren und sozialen Medien über hoch­gra­digen Murks und Pfusch, den manche neue (uner­fah­rene) Anbieter beim Aufbau der Glas­faser­netze anrichten. Auch in seriösen Tages­zei­tungen sind teil­weise überaus kriti­sche Berichte zu finden. Verständ­lich, dass viele Kunden vor diesem Chaos "Angst" haben und lieber nichts an ihrem Anschluss ändern möchten. Die Frage bleibt auch, ob ein so erzwun­gener Anbie­ter­wechsel durch Netz­abschal­tung recht­lich über­haupt möglich ist. Oder müssten erst alle vorhan­denen Kupfer-Anschlüsse für den Kunden kosten­frei auf Glas­faser umge­stellt und danach zum glei­chen Preis (bei glei­cher Leis­tung) wie vorher fort­geführt werden? Es ist verständ­lich, dass die privaten Konkur­renten um ihr Geschäfts­modell fürchten. Die Telekom wird sich aber frei­willig kaum zahl­reiche Kunden abnehmen lassen wollen.

In den Häusern sind Netz­ebene-4-Provider unter­wegs, die bisher weit­gehend uner­kannt bleiben konnten, solange ihre Rech­nung über die Miet­neben­kosten begli­chen wurde.

Quelle des vollständigen Artikels:

https://www.teltarif.de/nr0/telekom-netzetag-berlin-magenta-mitte-glasfaser/news/97209.html

Schlagworte / Tags Telekom,

Kommentar schreiben

Sicherheitscode
Aktualisieren