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Telekom-Q3-Ergebnisse: Bedeutung für den Breitbandmarkt

Die acht Highlights der Pressemitteilung vom 09.11.2023 der Deutschen Telekom AG (DTAG) zu den Ergebnissen des dritten Quartals 2023 legen den Fokus auf die Entwicklung des Gesamtkonzerns, die Attraktivität der T-Aktie und positive Entwicklungen in Auslandsmärkten. Doch auch der deutsche Markt wird mit einem "starken Kundenplus bei Mobilfunk und Breitband" erwähnt. Doch bringt diese Entwicklung uns wirklich in Richtung Gigabit?
Bei den echten Glasfaseranschlüssen Fiber-To-The-Home (FTTH), bei denen das Glasfaserkabel bis in die Wohnung des Kunden reicht, hat die DTAG im dritten Quartal 700.000 neue Anschlüsse gemeldet und damit fast so viele wie in den beiden vorherigen Quartalen zusammen (800.000). Diese Anschlüsse sind jedoch größtenteils gar nicht fertig gebaut, sondern enden schon an der Grundstücksgrenze. Landläufig als "Homes passed" bezeichnet, fehlt der kostenintensive Ausbau zum und im Haus häufig. Zahlen zu fertiggestellten Glasfaseranschlüssen ("Homes Connected") veröffentlicht der Konzern nicht.
Wichtigere Säule bleibt der DSL-Markt
Andreas WalterBild: Dialog Consult GmbH Die Zahl neuer Kunden auf diesen 700.000 gemeldeten Glasfaseranschlüssen hat im dritten Quartal lediglich um 77.000 auf insgesamt 910.000 zugenommen. Dies entspricht nur 11 Prozent der neu gebauten Anschlüsse die wohl niedrigste Vermarktungsquote bislang während sie bei den Wettbewerbern im Glasfaserausbau steigt und um den Faktor zwei bis drei höher liegt. Natürlich wäre es der Telekom bei entsprechender Werbung leicht möglich, mindestens ähnlich hohe Vermarktungsquoten wie der übrige Gesamtmarkt zu erreichen. Was für den übrigen Markt überlebenswichtig ist, scheint der Telekom aber egal oder in Wahrheit sogar nachteilig zu sein. Genau darauf deutet auch die gemeldete Entwicklung der DSL-Anschlusszahlen hin.
Die wichtigere Säule im Breitbandgeschäft ist und bleibt für die DTAG nämlich der DSL-Markt - also die alten Kupferkabelanschlüsse mit der DSL-Technik. Im dritten Quartal sind netto 19.000 DSL-Kunden hinzugekommen. Unter der Annahme, dass zum größten Teil die 77.000 neuen FTTH-Kunden von Telekom-DSL migriert wurden, beträgt der DSL-Zuwachs sogar bis zu 96.000 Kunden.
Aus Telekom-Sicht ist dieses Vorgehen verständlich: Da das alte Kupfernetz weitgehend abgeschrieben ist und somit kaum Abschreibungen als Kosten anfallen, ist die Profitabilität eines DSL-Kunden viel größer im Vergleich zu einem Glasfaserkunden. Bei einem FTTH-Kunden hingegen schmälern hohe Abschreibungen für den Bau der neuen Glasfaseranschlussleitungen die Profitabilität des Kunden.
Statistik "The Road To Full Fibre"Bild: IDATE for FTTH Council Europe
Statistik "The Road To Full Fibre" in größerem Format Offenbar aus Kostengründen hatte die Telekom unlängst sogar angekündigt, zukünftig anschlusswilligen Kunden diesen nicht wie bislang fertig auszubauen (Homes Connected), wenn nicht auch ein Glasfasernutzungsvertrag abgeschlossen wird (Homes Activated). Auch das ist ökonomisch verständlich, da Investitionen gespart werden. Tatsächlich werden so andere Investoren abgeschreckt - es ist wie Handtuchwerfen und bedeutet auch, dass Digitalisierung auf Basis eines erst noch aufwändig zu errichtenden kompletten Glasfaseranschlusses massiv verzögert wird. Deshalb bleibt Deutschland Spitzenreiter in der Statistik des FTTH-Councils "The Road to Fibre Who has the most work left to do?".Zur Person
Andreas Walter ist geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsinstituts Dialog Consult GmbH. Er besitzt über 25-jährige Erfahrung mit Marktanalysen in Telekommunikations- und Medienmärkten. Außerdem hat er Lehraufträge an der Hamburg Media School und der Hochschule Rhein-Main.
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