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Zehn Jahre Fusion von o2 Telefónica und E-Plus
Blicken wir kurz zurück: 1991 starteten zwei digitale GSM-Netze (2G) in Deutschland, nämlich "D1" (Telekom) und "D2 Privat" von Mannesmann Mobilfunk. 1994 kam der dritte Anbieter "E-Plus" dazu und versuchte, mit günstigen Preisen die Kunden zu erreichen, denen Telekom und Mannesmann bislang "zu teuer" erschienen.
Handicap: Schwaches Netz von Anfang an
Das Starthandicap: E-Plus bekam zunächst nur Frequenzen bei 1800 MHz, die zwar eine exzellente Sprachqualität erlaubten, aber rein rechnerisch das Doppelte an Sendestationen gegenüber den Hauptkonkurrenten aus Bonn und Düsseldorf erforderten.
Die Politik gestand dem "E-Netz" deshalb einen höheren Interconnect-Preis zu, d. h. Anrufe aus anderen Netzen zu E-Plus waren teurer als Anrufe zur Telekom oder nach Mannesmann D2.
Bayern wollte viertes Netz
Weil das Bundesland Bayern keinen "eigenen" Netzbetreiber abbekommen hatte, wurde politisch der Wunsch nach einem vierten Netzbetreiber formuliert und durchgesetzt. Die VIAG Interkom gewann die Ausschreibung und ging 1998 an den Start, ebenfalls exklusiv auf 1800 MHz. Mit der "Homezone" (Handy zum Ortsnetztarif erreichbar) und der "Cityzone" (zu regionalen Zielen günstigere Preise als für Ferngespräche, analog zum klassischen Festnetz) erzielte VIAG zum Start einen Achtungserfolg, der nur durch eine "turbulente Organisation" getrübt wurde.
Viel Wettbewerb, viele Marken
Es kam zwischen E-Plus und VIAG zum Wettbewerb mit immer neuen Ideen, wie Flatrate-Tarife (Marke BASE) oder eine Multimarkenstrategie von E-Plus: Jeder Supermarkt, jede Handelskette etc. konnte eine eigene Mobilfunk-Marke bekommen, wenn sie wollte.
Mannesmann D2 wurde in einer gigantischen Schlacht von Vodafone "übernommen", der Anbieter D2 rutschte bald vom Platz 1 auf den 2. Platz.
Die Hoffnungen der Wettbewerber, dass die Telekom "untergehen" würde, erfüllten sich nicht, im Gegenteil: Sie setzte sich auf dem ersten Platz fest.
50 Milliarden für 6 Blätter Papier
Die UMTS-Frequenz-Versteigerung im Jahre 2000 wurde zu einem wichtigen Eckpunkt: Um neue Anbieter aus dem Markt zu drängen, wurden insgesamt 50 Milliarden Euro für Lizenzen ausgegeben. Gewinner "Nummer 5", die Mobilcom-Multimedia, musste kurz danach aufgeben, weil der entscheidende Geldgeber France Telecom (heute Orange) nochmal nachrechnete und den sofortigen Ausstieg vollzog.
"Nummer 6", die als "Quam" gestartet waren, machten zum Start viel falsch und verbrannten dabei viel Geld. Die daran beteiligte Telefónica zog schließlich den Stecker, die ebenfalls daran beteiligte finnische Telecom ging "pleite" und musste sich mit der schwedischen Telia verbünden.
E-Plus wechselte komplett zu KPN - o2 zu Telefónica
E-Plus gehörte inzwischen weitgehend der niederländischen KPN (ehemals Niederländische Telekom), und dort war das Finanzpolster auch nicht so üppig. VIAG Interkom war zur o2 geworden und o2 war von der British Telecom zur spanischen Telefónica gewechselt. Dort musste noch das Quam-Abenteuer finanziell verdaut werden. Der notwendige Netzausbau mit 3G und 4G in Deutschland entpuppte sich für beide Anbieter als teures Unterfangen. Kunden von E-Plus oder o2 mussten zwischen zwei Extremen wählen: Günstige Preise oder in der Fläche brauchbares Netz.
Sparen bei Vodafone
Auch bei Vodafone regierten die britischen Sparkommissare, die Kundenzahl schmolz kontinuierlich ab, und merkwürdige "Beratungen" in bestimmten Shops sorgten für Aufsehen und schreckten potenzielle Kunden ab.
Running Gag: Fusion von E-Plus und o2
Marken von o2 und e-plus, die Mobilfunkgeschichte geschrieben habenLogos: VIAG Interkom / E-Plus / heute Telefónica (o2) Germany Über 10 Jahre wurde in der Branche die Fusion von o2 und E-Plus diskutiert und dann zunächst erst einmal wieder abgesagt. Dass es 2014 dann doch geklappt hat, lag an zwei Faktoren: Der Netzausbau wurde den kleinen Anbietern einfach zu teuer und die Bedingung der EU-Kommission erschien "erträglich": Die fusionierte o2 musste bis zu 30 Prozent seiner Kapazität an die 1&1-Gruppe abgeben.
Aus zwei Netzen mache eins
Mit der Fusion wurden die bestehenden Netze von E-Plus und o2 zusammengeschaltet, doch der Netzabdeckungs-Effekt blieb überschaubar. Die Sender der beiden standen oft an ähnlichen Punkten. Es wurden also als "überflüssig" empfundene Standorte herausgenommen, und dann konnte das Netz insgesamt besser ausgebaut werden, als es zwei getrennte Anbieter vorher hätten tun können. Während dieser Umbauphase mussten die Kunden viel erdulden, mancher Kunde könnte dabei die Angebote der Telekom oder von Vodafone entdeckt und sich zum Wechsel entschlossen haben.
10 Jahre: Starke Netze, niedrige Preise
Nach 10 Jahren findet o2, dass "starke Netze, niedrige Preise, hohe Vielfalt" das Leistungsangebot für Mobilfunknutzer in Deutschland stark verbessert hätten. Es stimmt: Heutige Kunden können ein Vielfaches an Datenvolumen und Surfgeschwindigkeit zu Preisen erhalten, die in den vergangenen Jahren sukzessive gesunken sind entgegen der allgemeinen Preissteigerung.
Die Mobilfunkpreise für Wenig- und Normalnutzer schnitten im europäischen Vergleich in Studien gut ab, betont o2. Wer sich aber einfach die z.B. in Österreich verlangten Preise anschaut, kann einen anderen Eindruck bekommen. Dabei sind Kaufkraft, Entlohnung und die unterschiedlichen Ausbauflächen nicht berücksichtigt.
Netzausbau kostet Geld
Seit Netzstart dabei: o2-Telefónica Deutschland CEO, Markus HaasFoto: Picture Alliance/dpa Nun sind günstige Preise nicht alles, denn der Netzausbau in der Fläche kostet richtig viel Geld, nicht nur für die Sende- und Servertechnik, sondern es gibt auch steigende Preise bei Bauleistungen, Strom und zeitraubenden Bürokratismus, der die Wartezeiten vom Entschluss zu bauen bis zum laufenden Sender leicht auf drei Jahre (oder mehr) erhöht hat.
Aus finanzieller Sicht war die Fusion richtig und wichtig. „Der Zusammenschluss von o2 Telefónica und E-Plus ist ein Erfolg, der sich an vielen Kennzahlen messen lässt. Die Profitabilität des Unternehmens hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt, die liquiden Mittel aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit, dem operativen Cashflow, haben sich sogar verfünffacht", betont Markus Haas, seit VIAG Interkom im Unternehmen und heute CEO von o2-Telefónica in Deutschland. "Unser Netz gilt seit dem Jahr 2020 als sehr gut, freut sich Markus Haas über diverse Testberichte renommierter Fachzeitschriften. Haas ist der Ansicht, dass „die Zufriedenheit unserer Kundinnen und Kunden heute so hoch wie nie" sei. Und weiter: "Die Preise sinken und die Kunden bekommen immer mehr Leistung für ihr Geld."
Telefónica Spanien setzt auf Deutschland
Quasi der Chef von Markus Haas: Ángel Vilá, Chief Operating Officer Telefónica S.A. verantwortlich für das internationale Geschäft.Foto: Telefónica S.A. Für den Haupteigentümer von o2-Telefónica in Deutschland, dem weltweit aktiven Telekommunikationsunternehmen Telefónica S.A., ist der Zusammenschluss "wesentlicher Treiber für die Weiterentwicklung des Geschäfts in Deutschland". Ángel Vilá, als Chief Operating Officer im Vorstand von Telefónica S.A.
Quelle des vollständigen Artikels:
https://www.teltarif.de/nr0/historie-e-plus-o2-fusion-preise-markt/news/96725.html